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Montag, 13. Oktober 2014

David Mitchell: The Bone Clocks

Wie soll man einen Roman des Lieblingsschriftstellers verreißen? 
Umhüllt man den Vorschlaghammer der Kritik mit Watte oder nähert man sich mit im Umhang verborgener spitzer Feder wie die Attentäter Cäsars? Wie es auch richtig sein mag, ich muss festhalten, dass mir das neue Buch von David Mitchell nicht gefallen hat. Auch wenn die Rezensionen von einem Opus Magnum sprechen.
Der englische Verlag hat die grauenhafte Umschlaggestaltung zu verantworten: Auf dem 700- Seiten-Ziegel fliegen rosa Vögel an Spinnen, Uhren, aufgefalteten Stiegen und Taschenlabyrinthen vorbei.
Drinnen schein alles beim Alten zu sein: Mehrere Geschichten - durch einen dünnen roten Faden verbunden - bilden den typischen Mitchell-Roman, der im strengen Sinn auch eine Sammlung von Novellen sein könnte. Auch die Erzählkraft des Autors scheint ungebrochen und man taucht mit der ersten Erzählung in das England Margaret Thatchers ein, in dem die pubertierende Holly Sykes aus ihrem Elternhaus fortläuft. Doch schon bald schleichen sich übernatürliche Wesen in das Geschehen ein und das Wort "schleichen" ist eine Untertreibung. Sie reißen Löcher in die Geschichte und sind nicht wie bei Neil Gaiman deren Bestandteil, sondern Fremdkörper. Zusätzlich zu den wechselnden Ich-Erzählern gerät das Buch dadurch in eine Schieflage (die man einem kürzeren Roman verzeihen würde) und kentert. Vielleicht hätten Kürzungen geholfen, aber sichtlich scheint man das bei einem erfolgreichen Autor nicht mehr für notwendig zu erachten.

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