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Sonntag, 19. April 2015

Thomas Meyer: Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse

Gleich zu Beginn sei eine Warnung ausgesprochen: dieses Buch lässt sich schwer in den öffentlichen Verkehrsmitteln lesen! Wenn Sie allerdings die erstaunten Blicke der (größtenteils) grantigen Mitreisenden nicht fürchten, tun Sie es trotzdem.
Thomas Meyer erzählt von den Liebesverwirrungen des jungen Züricher Juden Motti Wolkenbruch und spickt seinen Roman mit zahlreichen jiddischen Ausdrücken. So werden Sie also unter Grinsen - denn nicht nur die Sprache, sondern auch die Handlung ist lustig - jiddisch vor sich hin murmeln um die Worte zu verstehen. Für die jiddischen Ausdrücke, die weitab vom Deutschen liegen und die auch nicht im Wiener Dialekt vorkommen, gibt es dankenswerterweise ein Glossar am Ende des Buches.
Motti Wolkenbruch kommt aus einer orthodoxen jüdischen Familie und lebt mit ihr nach den religiösen Vorschriften, eingebettet in einer kleinen jüdischen Gemeinschaft, innerhalb derer geliebt, geheiratet und eingekauft werden soll. 
Doch Motti hat sich in den Tuches (Hintern) einer Schickse (nichtjüdischen Frau) verschaut und so ist er naturgemäß wenig von dem Projekt seiner Mutter begeistert, die ihn mit molligen jüdischen Frauen verkuppeln will.
So nimmt also das Schicksal seinen Lauf und Motti langsam sein Leben in die Hand, denn die säkulare Welt ist eine bunte, aber kennt ihre eigenen Regeln. 
Das schwächelnde Ende sei dem Autor verziehen, der vielen schrulligen Figuren in diesem Roman Leben eingehaucht hat.