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Sonntag, 16. November 2014

Chris Yates: Nightwalk

Vor den paar Zeilen über das Buch von Chris Yates soll hier eine Lanze für das im englischsprachigen Raum bekannte "Nature Writing" gebrochen werden. Vor allem britische Schriftsteller stehen wie grüne Inseln in einem Meer an Fach(ähnlicher)literatur, die sich größtenteils mit der menschlichen Psyche (Glück!), dem schnöden Mammon und der Gesundheit beschäftigt, nicht zu vergessen mit der Abfolge von menschlichen Katastrophen, die Geschichte genannt wird.
Die Nature Writer beschreiben Natur und Landschaften in ihrem eigenen subjektiven Erleben, aber sehr oft mit wissenschaftlichem Hinterbau. Das ermöglicht dem Leser ein intuitives Verständnis und schärft den Blick für Zusammenhänge in unserer Umwelt. Gleichzeitig hat man das Gefühl an der frischen Luft gewesen zu sein.
In der deutschen Literatur ist dieses Steckenpferd weitgehend unbekannt und wenn sich doch einmal wer darin versucht, wird die Eskapismus- und Romantik-Keule gezogen.
So kenne ich also die englische Fauna und Flora besser als meine österreichische, wandle durch englische Hohlwege, schwimme in englischen Flüssen und verbringe meine Lese-Zeit in abgelegenen Hütten.
Der passionierte Angler und Schriftsteller Chris Yates unternimmt in einer Mittsommernacht eine Wanderung in den englischen Downs. Der Marsch führt ihn von der Dämmerung in die nächtliche Stille und zurück in den von Vögeln besungenen Morgen. Die Nachtwanderung steht stellvertretend für viele andere, die er in seinem Leben unternommen hat. So trinken wir mit ihm eine letzte Kanne Tee, lauschen den Abendvögeln, hören das Rascheln eines Dachses, den Flügelschlag einer Eule, bewundern die verwandelte Landschaft und räsonieren über das Verschwinden der Nachtigallen. In sechsundzwanzig kurzen Kapiteln durchwandern wir mit dem Autor die Nacht um glücklich in das noch schlafensstille Haus und und zu einer weiteren Kanne Tee zurückzukehren. So wenig braucht es um glücklich zu sein. Wobei wir wieder bei der menschlichen Psyche wären...


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