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Mittwoch, 27. August 2014

Rene Laporte: Hotel Solitude

Vorworte sind Fluch oder Segen; manche lesen sich besser als das Buch selbst, während andere wie der Grießbrei rund um das Schlaraffenland als Hindernis vor dem eigentlichen Roman liegen. 
In diesem Fall glaubte ich das Grießkoch -wie man in Wien sagt- mit dem Vorwort schon gegessen zu haben. Ich erfuhr in diesem wenigstens, dass Rene Laporte 1954 zu jung starb, für die Résistance arbeitete und sein Haus in Antibes ein sicherer Hafen für Verfolgte im Frankreich des zweiten Weltkriegs war.
Die melancholische Tristesse des Vorwortes zieht sich aber in den Roman hinein, in dem ein einsamer Lebemann in einem einsamen Hotel eine einsame, aber (Achtung, Spannungssteigerung!) verheiratete Frau trifft.
Das Hotel liegt auf einer Anhöhe über Monte Carlo und schlummert im Jahr 1942, in dem die restliche Welt im Krieg stirbt und leidet, gästelos vor sich hin. Vielleicht ist die Stimmung des Romans dem Klima des Vichy-Regimes geschuldet, das wie ein bedrückender Schleier über den Personen hängt. Der Krieg findet nur in Andeutungen von Polizei und Schwarzmarkt Widerhall. Ein paar Mal nimmt die Handlung Fahrt auf, etwa in einer "Dinner for one"-ähnlichen Szene, ansonsten schlurft man mit den Protagonisten durch das Hotel, ins Kasino oder durch das Dorf an der Cote d´Azur.
Das alles ist sehr poetisch geschrieben,aber mich überkam nach dem Lesen, wie auch nach dem Essen von Grießkoch, ein unbändiger Appetit auf eine Salzgurke!

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